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Frodos Familie

Drogo Beutlin war Frodos Vater, seine Mutter war Primula Brandybock aus Bockland.

Frodo, ihr einziges Kind, wurde am 22. September 1368 geboren (Drogo war da 60, Primula 48 Jahre alt).

Frodo war der älteste Neffe von Bilbo und dessen liebster. In Hobbingen fand man seine Herkunft zwar etwas „gewöhnungsbedürftig“, denn die Bockländer hielt man für etwas seltsam, lebten sie doch auf der „falschen“ Seite des Baranduin, lebten am Alten Wald und benutzten sogar Boote (Wasser war den Hobbingern äußerst suspekt). Doch ungeachtet dessen war Frodo in seiner zweiten Heimat sehr beliebt.

Frodos Eltern starben bei einem Bootsunglück, als sie im Brandyschloss, Primulas ehemaligem Zuhause, zu Besuch waren. Bei einer Bootstour nach dem Abendessen kamen sie ums Leben. Die genaueren Umstände waren unbekannt und gaben auch in Hobbingen manchen Grund für Spekulationen.

Frodos Zuhause

Als Bilbo 99 Jahre alt ist, adoptiert er Frodo, holt ihn nach Beutelsend und setzt ihn zum Erben ein. Beide haben zufällig am selben Tag Geburtstag, nämlich am 22. September, und feiern fortan diesen Tag gemeinsam. Frodo lernt von Bilbo viel, kann lesen und schreiben und versteht sogar ein klein wenig Quenya, was ihm den Respekt der Elben einbringt, als deren Freund auch Bilbo schon galt.

Als Bilbo ihm einigermaßen freiwillig den Ring hinterlässt (welche Leistung das war, wird einem erst im weiteren Verlauf der Geschichte deutlich) und sich zu den Elben aufmacht, ist Frodos 33. und Bilbos 111. Geburtstag, Frodo wird „jährig“.

Einige Jahre kann Frodo als Erbe sorgenfrei und unbeschwert in Beutelsend leben. Er lebt allein, hat aber viele Freunde und streift oft durch das Auenland. Je älter er wird, desto mehr packt ihn eine hobbit-untypische innere Unruhe an und er beginnt Landkarten zu studieren und Bücher zu wälzen.

Frodos Aufgabe

Als Gandalfs Verdacht sich erhärtet und der Ring im Feuer seine Herkunft offen legt erfährt Frodos Leben die entscheidende Wendung. Frodo erkennt, dass der Ring zerstört werden muss, hält sich selbst jedoch nicht für den Richtigen. Gandalfs Antwort auf die Frage, warum ausgerechnet er, Frodo, den Ring besitze und vernichten müsse, zeigt Gandalfs Einschätzung von Frodo:

‚Du kannst gewiss sein, dass es nicht wegen irgendwelcher Vorzüge war, die andere nicht besitzen: nicht Macht oder Weisheit jedenfalls. Doch bist du erwählt worden, und daher musst du alles zusammennehmen, was du an Kraft und Mut und Verstand hast.‘

Der Herr der Ringe, Erstes Buch, Zweites Kapitel, Der Schatten der Vergangenheit

Frodo scheint also zunächst keine Eigenschaft aufzuweisen, die ihn für seine Aufgabe prädestiniert. Er ist innerlich zerrissen in der Sache, er liebt sein ruhiges Leben und fühlt sich weder stark noch mutig, und doch will er auch auf Abenteuer, wie Bilbo, mit gutem Ende. Seine Zerrissenheit wird gut in der folgenden Passage deutlich:

‚[…] Doch das hier würde Verbannung bedeuten, Flucht vor einer Gefahr in immer neue Gefahren, die ich auf mich ziehe. Und ich muss vermutlich allein gehen, wenn ich das vollbringen und das Auenland retten soll. Aber ich komme mir sehr klein vor und ganz entwurzelt und bin – nun ja, verzweifelt. Der Feind ist so stark und furchtbar.‘

Er sagte es Gandalf nicht, aber während er sprach, war in seinem Herzen ein heißes Verlangen entbrannt, Bilbo zu folgen – und ihn vielleicht wiederzufinden. Das Verlangen war so mächtig, dass es seine Angst übertraf: er hätte fast aufspringen und ohne Hut, wie Bilbo es vor langer Zeit an einem ähnlichen Morgen getan hatte, den Weg hinunterrennen können.

Der Herr der Ringe, Erstes Buch, Zweites Kapitel, Der Schatten der Vergangenheit

Vielleicht ist es diese Mischung aus Heimatverbundenheit, großer Liebe zu seinem Volk, Bescheidenheit und doch innerem, nicht ganz so hobbit-typischen Feuer und zähem stillem Mut, die ihn für seine Aufgabe so geeignet macht, ihn dafür mehr prädestiniert als Macht und körperliche Stärke.

Wichtige Etappen seiner Fahrt

Frodo bricht also schließlich doch auf nach Krickloch (mit Sam und Pippin), seiner vorgeblichen neuen Heimat (23. Sept. 1018, Frodo ist 50) und begegnet sehr bald den ersten Ringgeistern. In Krickloch treffen sie sich mit Merry. Pippin schildert vor ihrem gemeinsamen Aufbruch, dass er Frodo habe murmeln hören „Werde ich wohl jemals wieder in dieses Tal hinunterblicken?“ Die innige Liebe zu seiner Heimat, die aus dieser Textstelle ersichtlich ist, war sicher ein ganz wichtiger Grund für seine Kraft, durchzuhalten.

Hier findet man auch eine Szene, aus der die Feinfühligkeit Frodos und sein Mitgefühl für andere deutlich wird, eine weitere sehr „hilfreiche“ Eigenschaft für den Ringträger.

Frodo ist beim letzten gemeinsamen Abendessen ganz elend, weil er nicht weiß wie er den anderen beibringen soll, dass er sie verlassen wird und sie sich all die Arbeit mit dem Haus in Krickloch umsonst gemacht haben. Merry:

‚Einfach Folgendes, mein lieber Frodo: Du bist unglücklich, weil du nicht
weißt, wie du Lebewohl sagen sollst.‘

Der Herr der Ringe, Erstes Buch, Fünftes Kapitel, Eine aufgedeckte Verschwörung

Frodo macht sich auf zur schwersten Aufgabe seines Lebens und sein größter Kummer ist im Augenblick, wie er das seinen Freunden beibringen soll!

Auf den Hügelgräberhöhen zeigt sich zum ersten Mal die innere Stärke Frodos, der als einziger der Hobbits noch imstande ist, zu reagieren, dem Grabunhold eine Hand abzuschlagen und Tom Bombadil zu rufen.

Auf der Wetterspitze wird Frodo durch eine Morgulklinge verletzt. In Bruchtal wird er wiederhergestellt, aber nicht wirklich geheilt. Die Wunde wird für immer Teil von ihm sein, solange er in Mittelerde weilt. Gandalf sieht seine Hoffnungen, die er auf Frodo setzt, durch dessen Widerstandskraft gegen das Böse bestätigt:

‚Ich habe
starke Krieger der Großen Leute gekannt, die diesem Splitter rasch erlegen
wären, den du siebzehn Tage im Leib gehabt hast.‘

Der Herr der Ringe, Zweites Buch, Erstes Kapitel, Viele Begegnungen

Mit dem Voranschreiten der Handlung wird immer deutlicher, warum Frodo tatsächlich der Eine ist, der den Ring vernichten könnte.

In Elronds Rat schließlich übernimmt Frodo die Verantwortung, den Ring nach Mordor zu tragen: obwohl wesentlich Mächtigere anwesend sind, obwohl er der mit Abstand Kleinste und Schwächste ist, obwohl er keine Ahnung hat, wie er es bewerkstelligen soll und allmählich auch ein Bild von der Größe der Aufgabe bekommt, zögert er nicht und übernimmt sie freiwillig: „Ich werde den Ring nehmen“, sagt er, „obwohl ich den Weg nicht weiß“. Mir läuft jedesmal ein Schauder über den Rücken, wenn ich beim Lesen auf diese Stelle stoße, und ich frage mich, wie ich wohl reagiert hätte. Elronds Feststellung sagt im Grunde alles:

‚[…] und selbst wenn alle mächtigen Elbenfreunde der alten Zeit, Hador und Húrin und Beren versammelt wären, wäre dein Platz mitten unter ihnen.‘

Der Herr der Ringe, Zweites Buch, Zweites Kapitel, Der Rat von Elrond

Wer das Silmarillion gelesen hat, kann ermessen, was das bedeutet!

Frodo macht sich also mit acht Gefährten auf den Weg, natürlich sind seine drei Hobbitfreunde dabei. Hobbitfreundschaften scheinen erst da zu beginnen, wo sie bei uns für gewöhnlich aufhören!

In Moria beweist Frodo (ebenso wie seine Hobbitfreunde) ungewöhnlichen Mut im Kampf gegen Höhlentroll und Orks, Bilbos Mithrilhemd rettet ihm das Leben und er verliert den Gefährten, auf den er wohl am meisten gesetzt hat: Gandalf.

In Lothlórien begegnet Frodo in Galadriels Spiegel zum ersten Mal dem ‚Auge‘ Saurons und bekommt wieder einmal eine Vorstellung davon, gegen welche Macht er anzutreten wagt. Er erfährt jetzt auch von Galadriel, welche Macht der Ring verleihen kann – auch ihm, und auch die weitreichenden Folgen eines eventuellen Versagens werden ihm durch Galadriel nun deutlicher. Die Last der Verantwortung steigt.

In Parth Galen am Anduin müssen die Gefährten entscheiden, welchen Weg sie wählen sollen, und Frodo muss die Entscheidung zum ersten Mal alleine treffen. Hier will ihm Boromir den Ring abnehmen. Als Frodo den Ring aufstreift und erneut das Auge Saurons erblickt, wird ihm klar, dass er den restlichen Weg alleine gehen muss. Aragorn wird anderweitig gebraucht, das weiß er, und an seinen Hobbitfreunden hängt er zu sehr, als dass er sie mit in den, wie er glaubt, sicheren Tod nehmen will. Sam charakterisiert hier Frodo sehr treffend:

‚Aber Herr Frodo, der weiß, dass
er die Schicksalsklüfte finden muss, wenn er kann. Doch hat er Angst. Jetzt, da
es soweit ist, fürchtet er sich ganz einfach. Darin besteht seine Schwierigkeit. […] Und auch nicht
unseretwegen macht er sich Sorgen: ob wir mit ihm mitgehen oder nicht. Er
weiß, dass wir es vorhaben. Das ist noch etwas, das ihn quält. Wenn er sich
dazu durchringt, zu gehen, dann wird er allein gehen wollen. Merkt euch meine
Worte! Wir werden Schwierigkeiten haben, wenn er zurückkommt. Denn er
wird sich durchringen, so gewiss wie sein Name Beutlin ist.‘

Der Herr der Ringe, Zweites Buch, Zehntes Kapitel, Der Zerfall der Gemeinschaft

Frodo macht sich heimlich davon, nur Sam gelingt es, ihm zu folgen, und die zwei machen sich nun alleine auf den Weg nach Mordor.

Gollum führt die beiden erst vor das Morannon (das Schwarze Tor), vor dem Frodo trotz des gewaltigen Eindrucks und der anmarschierenden Streitkräfte mehr denn je eiserne Entschlossenheit zeigt, seine Aufgabe zu Ende zu bringen. Je näher die Gefahr rückt, je größer die Entbehrungen werden, desto stärker wird der kleine Hobbit, reift zu einer außergewöhnlich starken Persönlichkeit mit einem stillen, zähen Mut und nahezu unbeugsamen Willen:

Er war schmutzig, hager und von Müdigkeit verzehrt, aber er
duckte sich nicht länger, und seine Augen waren klar. ‚Ich habe das gesagt,
weil ich beabsichtige, nach Mordor zu gehen, und keinen anderen Weg weiß.
Daher werde ich diesen Weg nehmen. Ich bitte niemanden, mit mir zu gehen.‘

Der Herr der Ringe, Drittes Buch, Drittes Kapitel, Das Schwarze Tor ist versperrt

Frodos zunehmende Härte sich selbst gegenüber steht in großem Gegensatz zu seinem wachsendem Mitgefühl für Gollum, den er nun meist Sméagol nennt.

Schließlich werden sie von Gondors Heermeister Faramir gefangen genommen und nach Henneth Annûn gebracht. Hier verliert Frodo wieder Sméagols schwaches Vertrauen. Frodo fühlt sich äußerst unwohl bei diesem Verrat, obwohl er doch Sméagol damit das Leben rettet, ein weiteres Beispiel für seinen mitfühlenden Charakter. Faramir lässt Frodo ziehen, nicht ohne ihm seine Befürchtungen mitzuteilen:

‚Es ist ein hartes Schicksal und ein hoffnungsloser Auftrag‘

Der Herr der Ringe, Drittes Buch, Sechstes Kapitel, Der verbotene Weiher

In Cirith Ungol erhält Frodo eine weitere Wunde, die er sein Leben lang tragen wird: Kankras Stachel trifft ihn. Dank seines Sam, der für seinen Herrn immer wieder über sich selbst hinauswächst, kann Kankra ihr Opfer nicht ‚genießen‘ und auch die Orks haben Frodo nicht lange in ihrer Gewalt.

Zu diesem Zeitpunkt gewinnt Gefährte und Freund Sam immer mehr Bedeutung für Frodo, der physisch und psychisch auf dem Weg zum Schicksalsberg am Rande der totalen Erschöpfung angelangt ist und nur dank kaum vorstellbarer innerer Kraft und Stärke durchhalten kann:

[…] aber unter höchster Willensanstrengung kam er schwankend auf die Beine und fiel gleich wieder auf
die Knie. Er zwang sich, den Kopf zu heben und zu den dunklen Hängen des
Bergs hinaufzublicken; dann begann er auf Händen und Knien jämmerlich
vorwärtszukriechen.
Sam sah ihn an, und innerlich weinte er, aber Tränen gaben seine trockenen,
brennenden Augen nicht her. ‚Ich habe gesagt, ich trage ihn, und wenn’s mir
das Genick bricht‘, murmelte er, ‚und das tu ich jetzt.‘

Der Herr der Ringe, Sechstes Buch, Drittes Kapitel, Der Schicksalsberg

Erst dann, inmitten des Schicksalsberges an der Sammath Naur, gelingt es dem Ring doch noch, Macht über Frodo zu gewinnen, erst im allerletzten Moment. Kein anderer jedoch wäre überhaupt so weit gekommen. Nur die einzigartige Kombination von Frodos Eigenschaften, die ihn zuerst so gar nicht als geeignet erscheinen lässt, haben ihn überhaupt so weit kommen lassen. Gollum nimmt Frodo unfreiwillig die letzte Aufgabe (samt Mittelfinger) ab, und von der Sekunde an ist Frodo wieder der Alte:

Und da war Frodo, bleich und erschöpft und doch wieder so, wie er ihn kannte,
und in seinen Augen stand nun Friede: nichts mehr von Willensanspannung,
Wahnsinn oder Furcht. Die Last war von ihm genommen. Es war sein lieber
Master, wie in den schönen Zeiten im Auenland.

Der Herr der Ringe, Sechstes Buch, Drittes Kapitel, Der Schicksalsberg

Frodo akzeptiert den scheinbar unvermeidlichen Tod, der nun folgen muss, ohne zu jammern.

‚[…] unser Auftrag ist erfüllt, und nun ist alles aus. Ich bin froh, dass du bei mir bist. Hier, am Ende von allem, Sam.‘

Der Herr der Ringe, Sechstes Buch, Drittes Kapitel, Der Schicksalsberg

Nach der Rettung durch die Adler ist Frodo, bescheiden, wie er nun einmal ist, überrascht darüber, wie viel Aufhebens um ihn gemacht wird. Arwen macht ihm in Minas Tirith das größtmögliche Geschenk, sie tritt ihm ihren „Platz“ im Segensreich ab:

‚Wenn deine alten Wunden dich quälen und die Erinnerung an deine Bürde schwer auf dir lastet, dann kannst du in den Westen fahren, wo du von all deinen Gebrechen und von der Müdigkeit geheilt wirst.‘

Der Herr der Ringe, Sechstes Buch, Sechstes Kapitel, Viele Abschiede

Im Auenland, dessen Rettung letzten Endes der Anlass für all seine Bemühungen war, findet Frodo längst nicht die Anerkennung und den Respekt, der ihm gebührt. Aber das kümmert ihn nicht sonderlich. Dass es gerettet ist genügt ihm. Mehr erwartet er nicht:

Ich versuchte das Auenland zu retten, und es ist gerettet worden, aber nicht für mich. Das lässt sich oft nicht ändern, Sam, wenn Dinge in Gefahr sind: manche müssen sie aufgeben, sie verlieren, damit andere sie behalten können.

Der Herr der Ringe, Sechstes Buch, Neuntes Kapitel, Die Grauen Anfurten

Frodo wird nie mehr ganz der Alte, die Wunden, die er auf seiner Reise davongetragen hat, bereiten ihm von Jahr zu Jahr größere Probleme, und in seinem Herzen wächst immer mehr die Sehnsucht nach dem Westen, und oft träumt er vom Meer. Schließlich übergibt er Sam Beutelsend und macht sich auf zu den Grauen Anfurten, wo er mit Bilbo, Galadriel, Elrond und Gandalf Mittelerde für immer verlässt, um Heilung zu finden (29. Sept. 3021). Sehr viel später wird Sam ihm dort wieder begegnen.

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