Inhaltsverzeichnis

Tolkien hat in seinem Leben neben den mittelerde-bezogenen noch eine ganze Reihe anderer Bücher geschrieben, viele Werke wurden sogar erst nach seinem Tode von seinem Sohn Christopher Tolkien überarbeitet, zusammengefasst und veröffentlicht.

Ich will in Folgenden eine tabellarische Übersicht der bekanntesten, bisher erschienenen Werke geben, chronologisch geordnet nach dem Erscheinungsjahr der englischen Fassung. Diese Liste ist nicht vollständig, Tolkien war an sehr vielen Projekten beteiligt. Seine Gedichte, Reportagen und Essays wurden auch in diversen anderen Büchern, Zeitungen etc. veröffentlicht. Es gab im Laufe der Jahre viele Neuauflagen, Sondereditionen und Sammelbände. Diese werden in der folgenden Liste nicht explizit aufgeführt.

Veröffentlichungen von 1925 bis 1967

1925

Sir Gawain and the Green Knight

Das berühmteste Werk über Ritter Gawain in englischer Sprache ist „Sir Gawain and the Green Knight“, ein Versroman aus dem 14. Jahrhundert. Die von Gordon und Tolkien überarbeitete mittelenglische Fassung wurde zur Standardversion und wird auch heute noch an den meisten Universitäten benutzt.

1936

Beowulf: The Monsters and the Critics

mit einem Essay von J.R.R. Tolkien

Vor der Britischen Akademie hielt Tolkien am 25. November 1936 seinen Vortrag „Beowulf: the Monsters and the Critics“. Der Vorlesung soll an dieser Stelle etwas mehr Beachtung geschenkt werden, denn sie gilt noch heute als eine der bedeutendsten Vorträge über angelsächsische Literatur, die im 20. Jahrhundert gehalten wurden. Er legte damit die Grundlage für eine moderne Betrachtung des Werkes. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Gedicht über das Leben und Sterben des Helden Beowulf von Historikern und Sprachwissenschaftlern lediglich als Quelle benutzt und interpretiert worden.

Tolkien postuliert in seiner Vorlesung, dass Beowulf eine Dichtung und nicht eine ungeordnete Ansammlung literarischer Traditionen sei. In witziger bis respektloser und teilweise poetischer Sprache kritisiert er alle Kritiker des Beowulf, die sich in den Stricken der Wissenschaftlichkeit so verfangen hätten, dass sie das eigentliche Werk vollkommen aus den Augen verloren hätten. Er formuliert dies in seinem Vortrag folgendermaßen: „Es ist das Wesen dieser Schnattergänse der historischen Altertumsforschung, dass sie im finstern Wald der Ausdeutungen und Mutmaßungen tschilpen und von einem Tamtam-Baum zum anderen fliegen. Ehrenwerte Tiere sind es, und ab und zu ist es gut, ihr Geschnatter zu vernehmen; doch obwohl ihre leuchtenden Augen manchmal zu wahren Scheinwerfern werden, ist ihre Reichweite doch gering.“

1937

Der (Kleine) Hobbit oder Hin und wieder zurück – The Hobbit or There and Back again

Hobbits sind zwischen zwei und vier Fuß groß, also etwas kleiner noch als Zwerge, haben behaarte Füße, können rasch und geräuschlos verschwinden und: sie hassen Abenteuer.

Bilbo Beutlin aus dem Auenland lebte friedlich und gemütlich in seiner Höhle, bis zu dem Tag, an dem er durch den Zauberer Gandalf und dreizehn Zwerge unter der Führung von Thorin Eichenschild in seiner Ruhe gestört wird. Gandalf und die Zwerge überreden Bilbo, aufzubrechen und eine lange verlorene Zwergenstadt samt eines riesigen Schatzes aus den Klauen des Drachen Smaug zu befreien.

zur ausführlichen Inhaltsangabe von Der Hobbit

1945

Blatt von Tüftler (Leaf by Niggle)

„Leaf by Niggle“ ist eine Kurzgeschichte mit märchenhaften Zügen. Niggle, ein erfolgloser Maler, wird von einem seiner Bilder derart in den Bann gezogen, dass ihm alle seine anderen Bilder gleichgültig werden. Der Maler hatte angefangen, ein Blatt zu malen, das im Winde wehte, und aus dem Blatt wurde ein Baum und auch der Baum wuchs und wuchs und bekam unzählige Äste, wuchs aus dem Bild förmlich hinaus… Und doch schien das Baumbild nie ganz fertig zu werden.

„Leaf by Niggle“ ist die Geschichte eines Menschen, der Angst davor hat, sein Werk nicht vollenden zu können. Die Angst scheint begründet, denn er wird krank und stirbt schließlich. Doch lebt er im Jenseits weiter und kann dort sein Bild zu Ende bringen.

1947

On Fairy Stories

Am 8. März 1939 hielt Tolkien seinen berühmten Vortrag „On Fairy-Stories“ an der St.-Andrews-Universität in Schottland. In diesem Vortrag brachte er seine wichtigsten Gedanken über phantastische Literatur und Mythologie zum Ausdruck. These seiner Vorlesung – und die galt es zu beweisen – war, dass nicht alle Fairy-Stories auf Kinder als Rezipienten zielten. Von besonderer Bedeutung ist dabei der Begriff des Menschen als „sub-creator“. Der Erzähler als erfolgreicher „Nebenschöpfer“ schafft eine Sekundärwelt. Diese Sekundärwelt kann quasi betreten werden – in ihr ist alles wahr, solange man sich in ihr befindet. Diese „secondary world“ ist in sich konsistent und scheint so natürlich, dass sie vom Leser fraglos akzeptiert wird. Tolkien selbst erklärte: „Jeder Schriftsteller, der eine Sekundärwelt schafft, wünscht in gewissem Maße, ein echter Schöpfer zu sein, oder hofft, aus dem Wirklichen zu schöpfen (…)“. Diese Vorlesung bildete so etwas wie den theoretischen Überbau mit Anleitungscharakter für die Erschaffung und den erfolgreichen Aufbau von Mythologien; sie bildete damit den theoretischen Grundstein für den „Herrn der Ringe“.

1949

Bauer Giles von Ham (Farmer Giles of Ham)

Bauer Giles of Ham ist eine amüsante, kurzweilige Erzählung, die im „kleinen Königreich“, in Oxfordshire und Buckinghamshire spielt. Sie erzählt vom Bauer Giles, der eher unfreiwillig in verschiedene Abenteuer verwickelt wird, diese aber unbeschadet übersteht. Sie ist in einer Zeit angesiedelt, in der es noch Riesen, Drachen und Ritter gibt. Giles besiegt den mächtigen Drachen Chrysophylax und wird so letztendlich König im „Kleinen Königreich“.

1954

Der Herr der Ringe (The Lord of the Rings)

1954: Teil I: Die Gefährten und Teil II: Die Zwei Türme

1955: Teil III: Die Rückkehr des Königs

Im Dritten Zeitalter wird von der Entwicklung der Königreiche der Menschen berichtet sowie vom Schicksal des „Einen Rings“. Isildur hatte den Ring an sich genommen und war seiner Macht und seinem Fluch erlegen. In einem Krieg gegen die Orks ließen er und seine beiden Söhne ihr Leben, der Ring aber ging in den Fluten des Anduin verloren. Mit Anbruch des 12. Jahrhunderts war der Geist Saurons in Gestalt eines von Flammen umgebenen bösen Auges wieder in Mittelerde eingekehrt. Die Festung Dol Guldur im Süden Düsterwalds war seine Zuflucht und hier wuchsen die Mächte der Finsternis in Mittelerde heran.

In den folgenden Jahren wurden die beiden Königreiche der Dúnedain Arnor und Gondor immer wieder durch Naturkatastrophen, Bürgerkriege und die Pest erschüttert. Das Königreich Arnor hörte auf zu bestehen. Im Jahr 2050 erschlug Saurons Diener, der Herr der Ringgeister (Hexenkönig von Angmar), den letzten König von Gondor. Das Königreich war nun ohne rechtmäßigen Thronerben, der König von Arnor ohne Königreich. Saurons dunkle Gefährten, die Balrogs, die Drachen und die Orks gewannen in der Folge zunehmend an Stärke. Im Laufe des nächsten Jahrtausends.

zur ausführlichen Inhaltsangabe von Der Herr der Ringe

1962

Die Abenteuer von Tom Bombadil (The Adventures of Tom Bombadil and other verses from the Red Book)

Dieses bezaubernde Werk stellt eine kleine Sammlung von Gedichten und Liedern dar, die von Tolkien als neu entdeckte Notizen aus dem Roten Buch präsentiert werden. Die Palette reicht von ausufernden Balladen von Tom Bombadil bis hin zu frech-sinnlosen Kurzgedichten. Für alle Hobbit-Freunde ist dieses Werk eine Pflichtlektüre.

1964

Baum und Blatt (Tree and Leaf)

Die Geschichte „Tüftlers Blatt“ schrieb er, als er mit dem „Herrn der Ringe“ einfach nicht mehr weiterkam. Darin beschäftigt sich ein Maler liebevoll mit der Gestaltung eines einzelnen Blattes, obwohl er doch einen ganzen Baum malen will. Und auf diesem Baum nisten bald die wunderbarsten Vögel, die er auch noch betreuen muss. Dabei wird er immer wieder von Nachbarn und anderen alltäglichen Pflichten von seiner Beschäftigung abgehalten. Als Tolkien die kleine Geschichte beendet hatte, hatte er seine Schreibblockade für eine gewisse Zeit wieder überwunden.

1967

Der Schmied von Großholzingen (Smith of Wootton Major)

Eine Geschichte mit märchenhaften Zügen: In einem Dorf, das in der Nähe des Feen- und Märchenlandes liegt, wollen die Menschen nicht so recht an Feen glauben. Sie meinen, man wachse aus dieser Welt irgendwie heraus. Eines Tages jedoch erhält der Sohn des Schmieds vom König der Feen eine Einladung, ins Märchenreich zu kommen, um dort eine Weile zu leben. Der Einladung folgend, lebt er einige Zeit im Feenreich bis zu dem Tag, an dem er aufgefordert wird, das Reich zu verlassen, da er zu alt geworden sei…
In einem Brief an seinen Freund Roger Lancelyn Green, der die Geschichte rezensiert hatte, schrieb Tolkien: „Aber die kleine Geschichte war (natürlich) nicht für Kinder gedacht. Ein Altmännerbuch, schon befrachtet mit der Vorahnung von ‚Trauer‘.“