Übersicht
Am 19. September 1977 brachte der Londoner Verlag Allen & Unwin „Das Silmarillion“ heraus. Ganze 60 Jahre nachdem Tolkien im Kriegslazarett die ersten Worte dazu niedergeschrieben hatte, erschien es endlich. Tolkiens Sohn Christopher – selbst Philologe und Nachlassverwalter seines Vaters – übernahm die Aufgabe, das unvollendete Werk für eine Veröffentlichung vorzubereiten. Eine schwierige Angelegenheit. Er benötigte einige Jahre, um die Unzahl von Notizen und Blättern – von denen einige sogar bis ins Jahr 1917 datierten – zu sichten und zu einem zusammenhängenden Ganzen zusammenzuflicken. Personen- und Ortsnamen mussten überprüft werden, um eine einheitliche Orthographie zu gewährleisten, eine Landkarte und ein Register der Eigennamen angefertigt werden. Letztendlich sollte der Text – und das war wohl das schwierigste Unterfangen – durchgängig lesbar und in sich stimmig sein.
Das Silmarillion setzt sich aus folgenden Werken zusammen:
- Das erste Buch: die Ainulindale
- Das zweite Buch: die Valaquenta
- Das dritte Buch: die Quenta Silmarillion
- Außerdem die unabhängig stehenden, chronologisch aber anschließenden Geschichten Akallabêth (Das vierte Buch)
- Von den Ringen der Macht
Zusammenfassung der Handlung des Silmarillion
Die erste der Legenden erzählt von der Erschaffung des Universums und der Entstehung Mittelerdes (Midgard). Die späteren Erzählungen handeln von der Anfertigung der Silmaril (der drei großen Edelsteine der Elben), von ihrem Raub aus dem Segensreich Valinor durch die böse Macht Morgoth (Melkor) und den darauf folgenden Kriegen, in denen die Elben versuchen, die Steine zurückzugewinnen.
Das „Silmarillion“ ist ein hochkomplexes Epos und erzählt von den Ereignissen des Ersten Zeitalters, einer fernen Epoche, auf die die Helden des „Herrn der Ringe“ stets in Ehrfurcht zurückblicken. Einige haben diese Zeit sogar miterlebt: Elrond, Galadriel, Gandalf, Tom Bombadil oder auch Sauron selbst. Das Erste Zeitalter handelt vom Kampf der Elben um die Silmaril, die drei Edelsteine von Arda, in denen das Licht der Bäume Telperion und Laurelin aus Valinor, dem Lande der Valar, gefangen ist. Morgoth, zu dieser Zeit dunkler Herrscher in Mittelerde, hatte sie gestohlen und setzte niedere Bedienstete seiner Macht ein, um die Welt seinem Willen zu unterwerfen. Sauron war einer dieser Gehilfen.
Die Ainulindale - Das erste Buch
Die „Ainulindale“ ist die Geschichte der Schaffung Ardas, der Welt, in der Elben, Zwerge, Menschen und alle anderen Wesen leben. Ein allwissendes Wesen mit Namen Eru, der Eine (der von den Elben später Ilúvatar genannt wird), gilt für Tolkien als die Quelle aller Schöpfung. Durch Ilúvatar entsteht das Geschlecht der Götter, der Ainur (der Heiligen), denen er unbegrenztes Leben gibt. Für dieses Gottesgeschlecht errichtet er die „Zeitlosen Hallen“, die ihnen in der Leere als Wohnung dienen sollen.
Hier lehrt Ilúvatar sie das Singen. Tolkiens Welt wird durch den himmlischen Chor förmlich ins Leben gesungen. Durch die Ainur nimmt Arda Gestalt an. Jedes Mitglied hat seinen Anteil daran, so auch Melkor, ein satanischer Geist, der von Streit und Disharmonie singt. Die Musik ist jedoch nur in der Lage, eine Vision Ardas zu schaffen. Erst durch das Wort und den Befehl Ilúvatars gelingt es, Ea, „die Welt, die Ist“, zu schaffen. Die Vision erhält so Substanz und Wirklichkeit. In diese Welt steigen diejenigen Ainur hinab, die den größten Anteil an der bisherigen Schöpfung hatten, um sie weiter zu gestalten.
Die Valaquenta - Das zweite Buch
Die „Valaquenta“ berichtet von den Ainur, von den Göttern, die die Sphären der Welt betreten. Erst hier nehmen diese göttlichen, körperlosen Geister eine Gestalt an und werden zu Kräften der Natur. Vergleichbar mit den Gottheiten der Griechen besitzen auch sie eine körperliche Gestalt, haben eine Persönlichkeit und ein Geschlecht oder sind untereinander verwandt. Die Wesenheiten, die Arda betreten, werden in die Valar (die Götter) und die Maiar (die Halbgötter), unterteilt. Insgesamt gibt es fünfzehn Valar, jeder mit einer unterschiedlichen Gabe versehen: So ist beispielsweise Varda die Königin der Sterne, Aulë der Schmied, Yavanna die Spenderin der Früchte, Lórien der Herr der Träume und Melkor, später Morgoth genannt, der dunkle Feind.
Die Maiar sind wesentlich zahlreicher. Sie dienen den Valar. Zu ihnen zählen Sauron (der Herr der Ringe), Arien (die Sonne), Goldbeere (die Flusstochter) und auch fünf Zauberer, darunter Olórin (Gandalf), Curunír (Saruman) und Ben-adar (Tom Bombadil).
Die Quenta Silmarillion - Das dritte Buch
Die „Quenta Silmarillion“ ist der Hauptteil des „Silmarillion“. Hier wird unter anderem berichtet, wie die Elben, die Zwerge und die Menschen nach Arda kamen. Es handelt von den Juwelenkriegen, die die Noldor, eines der drei Elbenvölker mit dem dunklen Herrscher Melkor (Morgoth) führen.
Im Zeitalter der Leuchten statteten die Valar Arda mit Naturwundern von großer Schönheit aus. Zwei magische Leuchten, von Aulë, dem Schmied geschaffen, erhellten alles. So sollte es jedoch nicht bleiben. Der böse Herrscher Melkor überzog die Valar mit Krieg und zerstörte dabei ihr Reich. Die Valar verließen daraufhin Mittelerde, um ein neues Königreich im Westen – in den „Unsterblichen Landen“ – zu gründen. Mittelerde blieb der bösen Macht Melkors überlassen.
Die Zeitalter der Bäume beziehen sich nur auf die „Unsterblichen Lande“. In diesem Zeitalter haben wir es mit zwei Zeitsystemen zu tun. Während die „Unsterblichen Lande“ vom Licht der Bäume erhellt wurden, folgten in Mittelerde zwei Epochen aufeinander, nämlich die Zeitalter der Dunkelheit und die Zeitalter der Sterne. Die Valar errichteten im Westen das neue Königreich Valinor. Dort bauten sie Valimar, eine Stadt mit Kuppeln und Türmen aus Gold und Silber. Auf einer Kuppel errichteten sie zwei gewaltige Bäume, die ein wunderbares Licht ausstrahlten. Melkor zerstörte dieses Licht, indem er ein Bündnis mit der Riesenspinne Ungoliant einging, die den beiden Bäumen das Licht aussaugte. Melkor meinte damit aber noch nicht genug Unheil gestiftet zu haben. So überfiel er Formenos, die Festung der Hochelben, erschlug deren König und stahl die kostbaren Zaubersteine, die Silmaril, die den Noldor heilig waren. Er floh damit nach Mittelerde. Die Noldor schworen jedoch Rache. Unter der Führung Fëanors, der die Silmaril geschaffen hatte, zogen sie gegen Melkor nach Mittelderde, um die Edelsteine zurückzuerobern. Dies war der Beginn des Juwelenkriegs, der sich noch lange fortsetzen sollte.
Im Zeitalter der Dunkelheit sammelte Melkor alle bösen Mächte um sich. Alle Schlangen der Welt wurden in den dunklen Höhlen des Reichs aufgezogen, die Melkors Schülern, den Balrogs, unterstanden. Es waren böse Maiar-Geister mit Feuerschlingen und schwarzen Keulen. Im westlichen Teil der Eisenberge errichtete Melkor zugleich sein zweites Königreich, die große Waffenkammer und Festung Angband. Dort setzte er den Maiar-Zauberer Sauron als Herrscher ein.
Das Zeitalter der Sterne begann, als Varda, die Herrin des Himmels, nach vielen Jahren der Dunkelheit die Sterne entzündete. Das neu entzündete Sternenlicht bedeutete zugleich die Geburt der Elben. Im selben Zeitalter entstanden auch die Zwerge, die Aulë, der Schmied erschuf. Yavanna, seine Gemahlin, erschuf die Ents, während Melkor in seinen dunklen Höhlen böse Kreaturen züchtete: Orks und Trolle, verkrüppelte Lebensformen, aus Elben und Ents entstanden, die in seine Hände gefallen waren.
Obwohl viele Hochelben in den „Unsterblichen Landen“ geblieben waren und der andauernde Kampf in Mittelerde sich langsam zugunsten des bösen Herrschers entwickelte, entstanden dort mächtige Städte und große Reiche. Eines war Beleriand im Nordwesten von Mittelerde. Die Zwergenreiche Nogrod und Belegost unterhielten einen intensiven Handel mit den Elben von Beleriand. Die Zwerge – deren größtes Reich Khazad-dum hieß – galten als große Meister der Bildhauerei und Schmiedekunst.
Die Noldor führten ihren erbitterten Kampf mit Melkor unterdes weiter, denn immer noch verlangten sie die gestohlenen Silmaril zurück, in denen noch das Licht der göttlichen Bäume eingefangen war, auch wenn diese selbst schon lange zuvor am Gift Ungoliants gestorben waren. Es bedurfte aber der Hilfe der Valar, die über das Meer aus dem Westen kamen, um den bösen Herrscher zu besiegen und in Ketten zu schlagen. Melkor wurde in die zeitlose Leere jenseits der Welt verstoßen. Der Preis allerdings war hoch: Beleriand versank im Meer, Städte und Reiche gingen unter.
Vom Entstehen der Menschen: Im dreißigsten Zeitalter der Valar ging die Sonne auf und mit ihr erwachten die Menschen. Es waren Sterbliche, die sehr anpassungsfähig waren und sich schnell vermehrten. Die Stämme der Menschen breiteten sich in alle Länder Mittelerdes aus.
Die Akallabêth - das vierte Buch
Das Zeitalter der Númenorer wurde als das zweite „Zeitalter der Sonne“ gezählt. Sie waren wie Menschen, hatten aber eine weitaus längere Lebenszeit. Die Valar hatten ihnen ein Territorium inmitten des großen Meeres zwischen Mittelerde und den „Unsterblichen Landen“ gegeben: Númenor wurde oft auch als Westernis, Land der Sterne oder Atlante übersetzt, denn Tolkien ließ mit Númenor den Mythos des untergegangenen Atlantis wieder auferstehen.
Der erste König auf dieser Insel war Elros, der Sohn Earendils und Zwillingsbruder des Halbelben Elrond. Elros, von den Valar aufgefordert, sein Schicksal selbst zu bestimmen, hatte sich für die Sterblichkeit entschieden und wurde König von Edain. Als Halb-Elbe hatte er eine Lebenserwartung von fünfhundert Jahren. Die Hoch-Elben, die sich entschieden hatten, in Mittelerde zu bleiben, sammelten sich unter dem Banner Gil-galads, des letzten Hohen Elbenkönigs im Reich Lindon, dem einzig unzerstört gebliebenen Teil Beleriands.
Auch Sauron war in der sterblichen Welt geblieben und strebte danach, die Nachfolge seines Meisters Melkors anzutreten. Er begann damit, das Reich Mordor aufzubauen, wo böse Wesen herangezüchtet wurden. Mit Klugheit und seiner großen Macht gelang es ihm, die Elbenschmiede von Eregion zu täuschen und für sich nutzbar zu machen. Er war dabei, als die „Ringe der Macht“ geschmiedet wurden. Zu dieser Zeit wurde auch der „Eine Ring“, der alle beherrscht, geschaffen. Als die Elbenschmiede die Täuschung Saurons erkannten, verwickelten sie ihn in einen langen Krieg. Aber sie verloren und Celembrior, das Reich der Elbenschmiede ging unter. Auch Eregion wurde zerstört, Eriador überrannt.
Die Zwerge von Khazad-dûm mieden den Konflikt und schlossen ihre Tore – ihr Reich war in der Folgezeit besser bekannt als Moria, die „Schwarze Kluft“. Gil-galads Reich Lindon konnte Sauron jedoch nicht einnehmen. 1.000 Jahre lang gab es keinen Krieg. Sauron nutzte diese Zeit, seine Macht zu vergrößern. Er verteilte die neun Ringe unter den Sterblichen, die dadurch zu den Nazgûl, den Ringgeistern, wurden.
Entlang der Küste Mittelerdes errichteten die Númenorer Kolonien, so auch die Hafenfestungen Umbar und Pelagir. Und wieder sollte es Krieg geben, denn die Númenorer kamen dabei dem Reich Mordors zu nahe. Diesmal unterlag Sauron und wurde in Ketten gelegt. Aber es gelang ihm, die Seelen der Könige Númenors zu verderben. Sie verschworen sich gegen die Valar. Zur Strafe vernichtete Ilúvatar sie und als Zeichen seiner Macht liess er die Insel Númenor im Meer versinken. Auch das Bild der Erde veränderte sich nun: Aus einer vom Meer umgebenen Scheibe wurde ein kugelförmiger Planet. Die letzten Überlebenden Númenors waren die Dúnedain, die den Valar treu geblieben waren. Sie gründeten die Königreiche Arnor und Gondor.
Und wieder sollte es Krieg geben: Sauron hatte dank der Kraft des „Einen Rings“ überlebt und war nach Mordor zurückgekehrt, um die Elben- und Dúnedain-Königreiche zu zerstören, was ihm jedoch nicht gelang, denn die Elben und Menschen hatten sich gegen ihn verbündet. In der Schlacht von Dagorlad schlugen sie ihn. Isildur gelang es schließlich auch, Sauron den „Einen Ring“ vom Finger zu schneiden. Im Jahre 3441 endet mit der Zerstörung des Dunklen Turms und der Verbannung der Ringgeister das Zweite Zeitalter.
Von den Ringen der Macht - das letzte Buch
Im Dritten Zeitalter wird von der Entwicklung der Königreiche der Menschen berichtet sowie vom Schicksal des „Einen Rings“. Isildur hatte den Ring an sich genommen und war seiner Macht und seinem Fluch erlegen. In einem Krieg gegen die Orks ließen er und seine beiden Söhne ihr Leben, der Ring aber ging in den Fluten des Anduin verloren. Mit Anbruch des 12. Jahrhunderts war der Geist Saurons in Gestalt eines von Flammen umgebenen bösen Auges wieder in Mittelerde eingekehrt. Die Festung Dol Guldur im Süden Düsterwalds war seine Zuflucht und hier wuchsen die Mächte der Finsternis in Mittelerde heran.
In den folgenden Jahren wurden die beiden Königreiche der Dúnedain Arnor und Gondor immer wieder durch Naturkatastrophen, Bürgerkriege und die Pest erschüttert. Das Königreich Arnor hörte auf zu bestehen. Im Jahr 2050 erschlug Saurons Diener, der Herr der Ringgeister (Hexenkönig von Angmar), den letzten König von Gondor. Das Königreich war nun ohne rechtmäßigen Thronerben, der König von Arnor ohne Königreich. Saurons dunkle Gefährten, die Balrogs, die Drachen und die Orks gewannen in der Folge zunehmend an Stärke. Im Laufe des nächsten Jahrtausends wuchs die Macht Saurons mehr und mehr, während die Macht der Dúnedain schwand. Im Jahr 3019 – mit dem Ausbruch des Ringkrieges – kulminierten die Ereignisse: Sauron sammelte seine militärische Macht, um in einem Kampf gegen die letzten Dúnedain anzutreten und die Gewalt über Mittelerde zurückzuerobern. In diesem Kontext ist „Der Herr der Ringe“ angesiedelt!
Das Ende des Dritten Zeitalters wurde durch die Vernichtung des „Einen Ringes“ bestimmt. Saurons Reich brach zusammen und alle anderen Ringe verloren ihre Wirkung. Aragorn, der letzte Thronfolger der beiden Königreiche, wurde zum Hochkönig der Vereinigten Reiche der Dúnedain gekrönt.
Damit schließt also nicht nur der „Herr der Ringe“, sondern auch die 37 063 Jahre währende Geschichte Ardas. Dem dritten folgt das Vierte Zeitalter, das von den Menschen beherrscht wird.
Die Welt passt sich unserer gegenwärtigen Zeitrechnung an und die Erde beginnt um die Sonne zu kreisen …