Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Heraldische Motive erwähnt Tolkien in seiner Mythologie erstmals in „Der Fall von Gondolin“ im Buch der verschollenen Geschichten. Die Muster, die er dort beschreibt, sind gegenständlicher Art — ein Schwan, eine Pfeilspitze, ein Regenbogen, eine Harfe oder, für König Turgon, ein rotes Herz.

Ähnliche bildhafte Muster erscheinen im Herrn der Ringe, darunter Rohans weißes Ross auf grünem Grund und der weiße Baum, die Krone und die sieben Sterne auf schwarzem Grund des Hauses von Elendil. Doch abgesehen von den Beschreibungen in Der Fall von Gondolin und der Erwähnung von Finarfins Wappen in „Das Lied von Leithian“ sind die Hinweise auf heraldische Motive in Tolkiens Werken eher selten.

Definition von Heraldik

Heraldik bedeutet Wappenwesen und umfasst die Bereiche Wappenkunst, Wappenkunde und Wappenrecht:

  • Wappenkunst sind die Regeln, wie ein Wappen zu gestalten ist.
  • Wappenkunde sind die Regeln, wie ein Wappen zu lesen ist; sie beschäftigt sich mit dem Aufbau von Wappen, deren Bedeutung und der Bedeutung der einzelnen Teile und Symbole der Wappen.
  • Wappenrecht sind die Regeln, wie ein Wappen zu führen ist.

Auf dieser und den folgenden Seiten geht es insbesondere um Wappenkunst und Wappenkunde.

Ursprung und Geschichte

Buchcover: J.R.R. Tolkien - Der Künstler © Hobbit Presse
Buchcover: J.R.R. Tolkien – Der Künstler © Hobbit Presse

Aus Tolkiens Geschichten und Sekundärliteratur geht hervor, dass die Elben, Zwerge, Menschen und Maiar verschiedene Wappen und Symbole verwendet haben. Vergleichbar mit unserem Europa zur Zeit des Mittelalters werden diese Symbole dazu verwendet, um Königreiche (Arnor, Gondor), Völkergruppen (Die zwölf Häuser Goldolins) oder Einzelpersonen (Fëanor, Lúthien Tinúviel) voneinander zu unterscheiden. Von Tolkien wurden viele solcher Symbole beschrieben und selbst gezeichnet, teilweise sind sie in nebenstehendem Buch J.R.R. Tolkien – Der Künstler“ von Wayne G. Hammond und Christina Scull zu finden.

Wappenkunst - Die Regeln der Heraldik

Tolkien hatte für die Elben Regeln und Grundsätze zur Gestaltung heraldischer Symbole formuliert, diese wurden sowohl von den Noldor und Sindar sowie teilweise von den drei Häusern der Edain (Menschen) befolgt.

Die wichtigsten Regeln für elbische Heraldik können wie folgt zusammengefasst werden:

  1. Die Muster der Frauen hatten die Form eines Kreises.
  2. Die Muster der Männer hatten die Form einer gleichwinkligen Raute (ein um 45 Grad gedrehtes Quadrat).
  3. Allgemeine (unpersönliche) Motive oder Wahrzeichen von Familien, Häusern oder Reichen hatten die Form eines Quadrats.
  4. Die Muster der Elben waren sowohl horizontal, als auch vertikal symmetrisch.
  5. Der Rang wurde durch die Anzahl der Berührungspunkte des Musters mit dem äußeren Rand bestimmt:
    1. Vier Berührungspunkte stehen für einen Fürsten.
    2. Sechs bis acht Berührungspunkte stehen für einen König.
    3. Die großen Urväter hatten manchmal sechzehn, wie das Haus Finwes.

Diese Richtlinien haben sich in den Entwürfen Tolkiens niedergeschlagen. Dabei zeichnet sich noch eine weitere Systematik ab: Familiäre Beziehungen werden oft durch Ähnlichkeiten im Muster gekennzeichnet: Das lässt sich zum Beispiel bei den Motiven für das Haus von Finwe, für Finwe selbst, seinen ältesten Sohn Fëanor und seinen zweiten Sohn Fingolfin erkennen: