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Überblick

Es ist eine wunderschöne Sprache, aber es braucht viel Zeit, etwas in ihr zu sagen, weil wir gar nichts in ihr sagen, es sei denn, es lohnt sich so viel Zeit aufzuwenden, um es zu sagen und anzuhören.

HdR 2/III, Kap. 4

Die Ents hatten ursprünglich überhaupt keine Sprache und übernahmen die Idee, zu sprechen, von den Elben:

Dennoch habe ich freundlichere Gefühle für die Elben als für andere, denn die Elben waren es, die uns vor langer Zeit von der Stummheit geheilt haben.

HdR, Band 2, Buch III, Kap. 4 „Baumbart“

Die Ents übernahmen aber das Quenya nicht, obwohl es ihnen gut gefiel. Sie entwickelten vielmehr ihre eigene Sprache. und die unterschied sich sogar recht deutlich von allen anderen Sprachen Mittelerdes. Sie war

… schwerfällig, klangvoll, reich an Worthäufungen und Wiederholungen, geradezu langatmig; eine mit einer Vielzahl von Vokalschattierungen und Unterscheidungen nach Ton und Qualität gebildete Sprache, die nicht einmal die Schriftgelehrten der Eldar [Elben] schriftlich wiederzugeben versucht hatten.

HdR, Anhang F, von anderen Rassen

Die Ents unterschieden also bei den Lauten sehr viele Nuancen. Dasselbe Wort konnte deshalb je nach Aussprache durchaus verschiedenes bedeuten, je nachdem in welcher Tonlage man z. B. ein darin vorkommendes a aussprach. Kein anderes Volk von Mittelerde konnte diese Nuancen überhaupt so fein unterscheiden.

Langatmig und reich an Wiederholungen schien die Sprache deshalb, weil jedes einzelne Wort sehr lang war und das, was es bezeichnete, sehr detailliert beschrieb. Ein gutes Beispiel dafür ist die Beschreibung von Baumbarts Namen:

mein Name wächst dauernd, und ich lebe schon sehr, sehr lange; deshalb ist mein Name wie eine Geschichte. Wirkliche Namen erzählen einem in meiner Sprache, im alten Entisch, wie ihr sagen könntet, die Geschichte der Dinge, zu denen sie gehören

HdR, Band 2, Buch III, Kap. 4 „Baumbart“

Ein weiteres schönes Beispiel für die malerische Art der Ents, zu reden, findet ihr in HdR 3/VI, Kap. 6, wo Baumbart sich über die Orks auslässt:

Denn da war ein großer Ansturm von diesen burárum, diesen übeläugigen, schwarzhändigen, kurmmbeinigen, hartherzigen, klauenfingrigen, zottigbäuchigen, blutdürstigen, morimaite-sincahonda, hum, na da ihr hastiges Volk seid und ihr voller Name so lang ist wie Jahre der Folterung, dieses Ork-Geschmeiß …

HdR 3/VI, Kap. 6

Das Wort Ork ist also ebenfalls sehr lang und eine Beschreibung ihrer Charakteristika.

Das einzige Beispiel für reines, ursprüngliches Entisch ist folgendes:

a-lalla-lalla-rumba-kamanda-lindor-burúme

Ob es korrekt wiedergegeben ist, wissen wir nicht, denn Tolkien lässt es die Hobbits wiedergeben (HdR, Anhang F, von anderen Rassen, Fußnote 4). Über Aussprache und Betonung erfahren wir dabei aber nichts. Die Wörter sind im Klang Quenya sehr ähnlich, einzig burúme könnte niemals ein Quenya-Wort sein, da es mit einem b beginnt. In Quenya fängt grundsätzlich KEIN Wort mit b an.

Die Ents waren begabt für Sprachen und bauten deshalb in ihre eigene Sprache vieles aus den Sprachen der Elben mit ein, sowohl aus Quenya wie auch aus dem Sindarin.

Baumbart spricht von

Taurelilómea-tumbalemorna Tumbaletaurea Lómeanor

HdR, Band 2, Buch III, Kap. 4 „Baumbart“

Wörtlich bedeuten die Quenya-Elemente soviel wie „Wald viel schattig tieftalschwarzes tiefwaldiges Dunkelland“. Die Quenyawörter sind hier nach typischer Ent-Manier aneinander gereiht. Laut Anhang F wollte Baumbart damit etwas sagen wie Da ist ein schwarzer Schatten in den tiefen Tälern des Waldes. – HdR, Anhang F, von anderen Rassen.

laurelindórenan lindelorendor malinornélion ornemalin

HdR, Band 2, Buch III, Kap. 4 „Baumbart“

Hier verwendet Baumbart alte elbische Wörter, „die auf seine Manier vermischt und zusammengesetzt werden.“ (Letters #230).

Der Satz setzt sich aus folgenden Quenyawörtern zusammen:

laure golden, ndor, nor Land, lin, lind- musikalischer Laut, malina- gelb. orne Baum, lor Traum, nan-, nand- Tal

Wir könnten also sinngemäß übersetzen: „Das Tal, wo die Bäume in einem goldenen Licht musikalisch singen, ein Land von Musik und Bäumen; es gibt dort gelbe Bäume, es ist ein baumgelbes Land.“ – Letters #230

Sindarinelemente finden sich in den Wörtern Fangorn = Bart von Baum, Fimbrethil Schlankbuche.

Aus den Beispielen oben wird deutlich, dass „Entisch“ nicht wirklich übersetzt werden kann. Bei jedem Versuch kommt immer nur eine kurze und grobe Zusammenfassung des wirklichen Satzes heraus.

Entisch ist mit Sicherheit keine Sprache, in der man mal beiläufig fragt: „Wie geht´s?“ Wie Baumbart eben sagte, es brauchte viel Zeit, etwas in ihr zu sagen, und die Ents sprachen nicht, wenn es nicht wirklich wichtig war. Pippin fragte sich, was auf Entisch wohl „ja“ oder „nein“ heißen würde. Vermutlich wäre das ebenfalls eine lange Rede aus vielen Wiederholungen.

Allerdings scheinen die Ents die Möglichkeit gehabt zu haben, gleichzeitig zu reden und aufzunehmen, denn bei dem Entthing schienen alle mehr oder weniger gleichzeitig zu reden:

Die Ents begannen langsam zu murmeln: erst fiel einer ein und dann ein anderer, bis sie alle gemeinsam in einem langen, steigenden und fallenden Rhythmus sangen, bald lauter auf der einen Seite des Rings, bald dort leiser werdend und auf der anderen Seite zu einem Dröhnen ansteigend.

HdR, Band 2, Buch III, Kap. 4 „Baumbart“

Fauskanger vergleicht die Diskussion der Ents mit einem Gesang in langen, steigenden und fallenden Rhythmen, wie eine pulsierende Symphonie aus vielen, gleichzeitig geäußerten Meinungen, die allmählich in einer Übereinkunft endeten. Eine Erklärung dafür, warum das Entthing nicht ein ganzes Zeitalter brauchte, wie wir bei der Art ihrer Sprache vielleicht vermutet hätten.

Wer sich noch mehr für die Sprache der Ents interessiert, findet den wohl besten Artikel darüber auf Ardalambion.