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Überblick

Die Erzählung vom Ringkrieg ist im Roten Buch festgehalten, dessen Löwenanteil von Bilbo geschrieben wurde. Und daher rührt auch die große Bedeutung des Auenlandkalenders. Denn natürlich sind alle Daten, Tage, Monate und so weiter mit auenländischen Begriffen bezeichnet.

Tolkien hat eine Fülle von Details zum Auenlandkalender im Anhang D des Herrn der Ringe festgehalten, darüber hinaus findet man so einiges in der HoME, dort etwas ausführlicher, und ich werde mal versuchen, das wichtigste zusammenzufassen.

Die Woche

Als die Hobbits noch ein Wandervolk waren, hatten sie keine Woche, und die Monate richteten sich mehr oder weniger nach dem Mond. Zeitangaben und Datumsberechnungen waren dementsprechend vage und ungenau. Erst nachdem sie sesshaft wurden, hat insbesondere das Hobbitvolk aus dem Auenland sich ausführlicher damit befasst und Tabellen, einen Kalender aufgestellt.

Die Woche beginnt seither im Auenland mit dem Samstag und endet mit dem Freitag.

Das Jahr beginnt ebenfalls immer mit dem ersten Wochentag, also dem Samstag, und der letzte Tag des Jahres ist immer auch der letzte Wochentag, also der Freitag.

Die Woche hat wie unsere auch 7 Tage (das ist nicht so selbstverständlich, wie es scheint, die Eldar z. B. hatten eine Sechstagewoche). Wenn man nun nachrechnet, stellt man fest, dass da etwas nicht stimmen kann, denn die Wochentage müssten (bei 365 Tagen/Jahr) sich von Jahr zu Jahr eigentlich verschieben, wie bei uns zum Beispiel auch. Der 1. Januar ist bei uns z. B. in einem Jahr der Montag, im nächsten der Dienstag und so weiter. Die praktisch veranlagten Hobbits fanden das ziemlich lästig und lösten das Problem sehr elegant mit der Auenlandreform: der Mittsommertag genau in der Mitte des Jahres, also der 183. Tag, gehört bei ihnen keinem Tag der Woche an, wird einfach dazwischen eingeschoben! Damit blieben 364 Tage als Wochentage übrig, und wie man leicht selbst nachrechnen kann, gibt das genau 52 Wochen, und der 1. Januar ist folglich immer derselbe Wochentag. Nun wird auch klar, warum die Hobbits in ihren Aufzeichnungen bei Datumsangaben nie den Wochentag dazu nannten. Wozu sollte man „Sonntag, 15. Januar“ schreiben, wenn der 15. Januar ja sowieso immer ein Sonntag war?

Natürlich heißt z. B. der Freitag auch nicht Freitag. Die Namen der Wochentage haben die Hobbits von den Dúnedain, die sie wiederum von den Elben hatten. Die Namen hatten alle eine Bedeutung, die die Hobbits aber längst vergessen hatten (sie waren der Reihe nach gewidmet: den Sternen, der Sonne, dem Mond, dem Weißen Baum, dem Himmel, dem Meer, den Valar). Die Tage hießen bei den Hobbits zur Zeit des Ringkrieges (die Namen hatten sich im Lauf der Zeit verändert und stark vereinfacht):

  • Stertag (Samstag)
  • Sonntag (Sonntag)
  • Montag (Montag)
  • Trewstag (Dienstag)
  • Hevenstag (oder Henstag) (Mittwoch)
  • Merstag (Donnerstag)
  • Hochtag (Freitag)

Ich habe in Klammern den entsprechenden Wochentag unseres eigenen Kalenders hinzugefügt, aber ihr solltet bedenken, dass das keine Übersetzung ist! Die Bedeutung unserer Wochentagnamen ist teilweise eine andere!

Die Monate

Die Monate sind alle gleich lang und haben 30 Tage. Es gibt jedoch auch Tage, die zu keinem Monat gehören, und diese liegen genau in der Mitte des Jahres, also zwischen dem letzten Junitag und dem ersten Julitag. Das sind die drei Sommertage, Lithe oder Lithetage genannt (in Bree: die „Sommertage“; die Hobbits aus Bree verwendeten zum Teil auch andere Monatsnamen). Auch der erste und letzte Jahrestag gehören zu keinem Monat, diese beiden Tage nennt man Jultage. Im Gegensatz zu unserem Kalender ist also der 1. Januar nicht der erste Tag des Jahres, sondern schon der zweite, denn davor liegt ja schon ein Jultag.

Wenn man nun die Jahrestage zusammenzählt, kommt man auf genauso viele wie in unserem Kalender:
12 Monate à 30 Tage + 3 Lithetage + 2 Jultage = 365 Tage.

Auch so etwas wie Schaltjahre gibt es, auch wenn sie in Arda und von den Hobbits nicht so genannt werden. Alle vier Jahre gibt es statt drei Lithetagen vier, der vierte heißt Überlithe und gehört ebenfalls keinem Monat an. Nur nicht im letzten Jahr des Jahrhunderts, da entfällt der Überlithe, viertes Jahr hin oder her. Damit ist, was die Zahl der Tage betrifft, der Auenlandkalender unserem sehr ähnlich. Wollte man weitergehen, könnte man daraus schließen, dass Arda sich ebenfalls in ziemlich genau 365 Tagen einmal um Anar, die Sonne, dreht. Das Silmarillion stellt die Bewegung von Sonne und Mond allerdings anders dar, die scheinbar so naheliegende Erklärung trifft also wohl eher nicht zu.

Während die Númenórer den Kalender zwischenzeitlich änderten und Neuerungen einführten, hielten die Hobbits, traditionsbewusst wie sie nun einmal sind, an ihrer Zeitrechnung fest und änderten nichts, so dass ihr Kalender in der Zeit, in der der Ringkrieg spielt, ein anderer ist als der der Menschen. Auch die Namen der Monate sind andere als in Westron (der verbreitetsten Sprache der Menschen), wo man einfach die elbischen Namen übernahm.

Monatsnamen

  • Jultag
  • Nachjul (Januar)
  • Solmath (Februar)
  • Rethe (März)
  • Astron (April)
  • Thrimidge (Mai)
  • Vorlithe (Juni)
  • Lithe (3 Tage, in Schaltjahren 4 Tage)
  • Nachlithe (Juli)
  • Wedmath (August)
  • Halimath (September)
  • Winterfilth (Oktober)
  • Blotmath (November)
  • Vorjul (Dezember)
  • Jultag

Der Kalender ist in Tabellenform auch im HdR zu finden, zu Beginn des Anhangs D.

„Freitag, der Erste“

In keinem Monat fällt der Erste auf einen Freitag. Wenn die Hobbits also ausdrücken wollen, dass etwas wohl kaum passieren wird, so meinen sie, das geschähe wohl „am Freitag, dem ersten“ oder „am Freitag, dem ersten Sommerfilth“.

Die Jahreszeiten

Die Jahreszeiten werden allgemein wie folgt genannt (Quelle: The Peoples of Middle-Earth, S. 135):

  • tuile Frühjahr (April, Mai), Noldorin: Ethuil
  • laire Sommer (Juni – August), Noldorin: Loer
  • yávie Herbst (September, Oktober), Noldorin: Firith
  • hríve Winter (November, Dezember, Januar), Noldorin: Rhîw

Genau festgelegt sind die Jahreszeiten aber nicht, es gibt also keinen exakten Termin für Sommer- oder Winteranfang wie bei uns, wo sie z. B. exakt durch die Sonnenwende bestimmt sind. Interessanterweise tauchen die Noldorin-Namen der Jahreszeiten in Tolkiens Tabellen nicht auf, und auch in seinen Aufzeichnungen erst im Zusammenhang mit der neuen Zeitrechnung.

Nach dem Ringkrieg

Die Zeitrechnung wurde nach dem Sturz Saurons umgestellt, das Jahr beginnt seither am Tag des Sturzes von Sauron, ehemals also dem 25. März. Die Monatsnamen wurden beibehalten, doch das Jahr beginnt nun eben mit dem April und jeweils fünf Tage früher als vorher (der 1. April ist also fortan der ehemalige 26. März, da der 25. der erste Tag des Jahres war). Zu Ehren der Halblinge machen die Menschen Gondors den Sonntag (der 25. März alter Zeitrechnung war ein solcher) zum zukünftigen ersten Wochentag, und auch die Shire-Reform, einen Tag in der Mitte des Jahres keinem Wochentag zuzuordnen, wird übernommen.

Die „Mitteltage“ (enderi) liegen nun zwischen September und Oktober. Der 30. Yavannie (so heißt der September auf Quenya und bei den Menschen), der frühere 22. September (Frodos und Bilbos Geburtstag) wurde Frodo zu Ehren zu einem Festtag gemacht. In Schaltjahren wird hier der zusätzliche Tag eingefügt. Er hat den Namen cormare, Ringtag, erhalten.

Allerdings ist nirgends verzeichnet, ob der Tag des Sturzes von Sauron und der Geburtstag Frodos auch im Auenland gefeiert wird.

Wer noch mehr über den Auenlandkalender wissen möchte, braucht nur im Anhang D des Herrn der Ringe nachzublättern, dort findet man eine ausführliche Darstellung auch anderer Zeitrechnungen und die Darstellung des Auenlandjahres als Kalender. Noch mehr über die gesamte Zeitrechnung Mittelerdes findet man im Band 12 der HoME, Part One, IV.
Da wohl jeder von euch, der sich für Mittelerde und das Auenland interessiert, den HdR besitzen dürfte, habe ich hier auf eine kalendarische Darstellung verzichtet. Bei mir zu Hause hängt natürlich ein Auenlandkalender an der Wand, und das Schöne: man kann ihn jedes Jahr verwenden, aus oben genannten Gründen.

Auenlandkalender zum Abspeichern

Die gelb gekennzeichneten Tage gehören KEINEM MONAT an, auch wenn sie zugunsten der Übersichtlichkeit in einer Monatsspalte stehen.

Der Auenlandkalender in tabellarischer Form
Der Auenlandkalender in tabellarischer Form

 

Quellen:

J.R.R.Tolkien, The Peoples of Middle-Earth, P1/IV und HdR, Anhang D