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Überblick

Sein Name bedeutet soviel wie Verkünder oder Richter, doch war er unter den Elben vor allem unter dem Namen seines Wohnsitzes bekannt. So nannten sie ihn Mandos. Er war einer der Aratar. So bezeichnete man die acht mächtigsten der Valar, die allen anderen an Würde und Rang weit überlegen waren und untereinander waren sie gleichgestellt. Zudem war er einer der beiden Feanturi (die Herren der Geister; der andere war Lórien). Namo galt als der ältere der beiden. Sein Wohnsitz, Mandos Hallen (Quenya: für Festung des Gewahrsams) genannt, lag an den Ufern des Außenmeeres von Valinor. Dort sitzen die erschlagenen Elben und warten auf ihre Wiedergeburt oder das Ende der Welt.

Namo, der Ältere, wohnt in Mandos, im Westen von Valinor. Er ist der Hüter der Totenhäuser und ruft die Geister der Gefallenen auf. Er vergisst nichts und weiß um alles, was sein wird, bis auf dasjenige, was noch im Willen Ilúvatars liegt. Er ist der Schicksalsrichter der Valar, doch verkündet er Spruch und Urteil nur auf Manwës Geheiß.

Silmarillion Seite 18, Valanquenta, Das Buch von den Valar und den Maia, nach der Überlieferung der Eldar

Namo bot nicht nur den Toten eine Heimstatt, gleichzeitig war er auch ein Orakel. Da er den Willen Erus kund tun konnte. Doch beugte er sich immer dem Wunsche Manwë, den er ehrte, bevor er sein Wissen verkündete.

Am meisten gefürchtet ist er durch das, was die Elben „Mandos‘ Fluch“ nennen, geworden:

Die Prophezeiung des Sippenmordes der Noldor.

Dort erblickten sie plötzlich eine dunkle Gestalt, die auf einem hohen Felsen stand und auf das Ufer herabsah. Manche sagen, kein geringerer Bote Manwës als Mandos selbst sei es gewesen. Und sie hörten eine laute Stimme, würdig und schrecklich, die ihnen gebot, zu
halten und zu hören. Und sie hielten alle und standen still, und vom einen Ende des Zuges bis zum ändern vernahm man die Stimme, wie sie den Fluch und das Urteil sprach, welche die Weissagung des Nordens und der Spruch der Noldor genannt werden. Vieles kündete sie in dunkler Rede voraus, das die Noldor erst später verstanden, als das Unheil wirklich hereingebrochen war; alle aber hörten den Fluch, der über jene gesprochen wurde, die nicht bleiben wollten noch das Urteil und die Vergebung der Valar erbitten.

Ungezählte Tränen sollt ihr vergießen; und die Valar werden Valinor gegen euch umzäunen und euch ausschließen, so daß kein Echo von euren Klagen über die Berge dringt. Auf dem Hause Fëanor liegt der Zorn der Valar, vom Westen bis in den fernsten Osten, und so auf allen, die ihm folgen. Ihr Eid wird sie treiben und sie doch betrügen und ihnen immer wieder jene Schätze entreißen, nach denen sie zu jagen geschworen. Zu bösem Ende wird alles sich wenden, was sie wohl beginnen; und dies geschehe durch Verrat des Bruders am Bruder und durch Furcht vor Verrat. Die Enteigneten sollen sie sein für immer.

Wider das Recht habt ihr das Blut eures Geschlechts vergossen und das Land Aman befleckt. Für Blut werdet ihr mit Blut entgelten, und jenseits der Grenzen von Aman lebt ihr im Schatten des Todes. Denn wenn auch Eru euch nicht bestimmt hat, in Ea zu sterben, und keine Krankheit euch befallen kann, so könnt ihr doch erschlagen werden, und
erschlagen sollt ihr werden: durch Waffen, und durch Leid und Qual;und nach Mandos werden eure unbehausten Geister dann kommen. Da sollt ihr lange wohnen und um eure Leiber trauern, und wenig Erbarmen werdet ihr finden, und wenn alle, die ihr gemordet, für euch bitten sollten. Und jene, die in Mittelerde ausharren und nicht nach Mandos kommen, sollen der Welt müde werden wie einer schweren Last und sollen verfallen und wie Schatten der Reue werden vor dem jüngeren Geschlecht, das nach euch kommt. Die Valar haben gesprochen.

In Namos Hallen wurde auch im Ersten Zeitalter Melkor gefangen gesetzt. So dienten Mandos Hallen zu dieser Zeit also zwei Gründen. Nicht nur ein Totenhaus, sondern auch gleichzeitig ein Gefängnis. Doch Melkor war der einzige jemals genannte Gefangene in diesen Hallen.

Als nun aber die Schlacht zu Ende war und aus den Trümmern des Nordens große Rauchwolken aufstiegen und die Sterne verdunkelten, da schleppten die Valar Melkor nach Valinor, an Händen und Füßen gefesselt und die Augen verbunden; und er wurde in den Schicksalsring gebracht. Dort warf er sich mit dem Gesicht in den Staub, Manwë zu Füßen, und flehte um Gnade; doch wurde sie ihm verweigert, und man warf ihn ins Gefängnis, in der Feste von Mandos, aus der niemand entkommt, weder Vala noch Elb noch sterblicher Mensch. Geräumig und stark sind diese Mauern, und sie standen im Westen des Landes Aman. Dort wurde Melkor geheißen, drei Alter lang zu bleiben, ehe von neuem über ihn beraten werden sollte oder er noch einmal um Vergebung bitten mochte.

Namo galt als harter Vala und er zeigte nie was er dachte. Nur ein einziges Mal überkam ihn das Mitleid. Nämlich als Lúthien vor ihm sang:

Doch Lúthiens Schönheit war mehr als aller anderen Schönheit, und Lúthiens Leid tiefer als aller anderen Leid; und sie kniete vor Mandos nieder und sang für ihn.
Lúthiens Lied vor Mandos war das schönste, das je aus Worten geflochten wurde, und das traurigste, das die Welt je hören wird. Unvergänglich und unverändert wird es in Valinor noch immer gesungen, außer Hörweite der Welt, und die Valar sind bekümmert, wenn sie es hören. Denn Lúthien verwob zwei Themen in das Lied, von der Trauer der Eldar und vom Leid der Menschen, von den Zwei Geschlechtern, die Ilúvatar erschuf, auf dass sie Arda bewohnten, das Erdenreich inmitten der unzählbaren Sterne. Und als sie vor Mandos kniete, fielen ihre Tränen auf seine Füße, wie der Regen auf die Steine fällt; und Mitleid bewegte Mandos, wie es ihn niemals zuvor oder nachher bewegt hat.

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