Inhaltsverzeichnis

Überblick

  • Eru – Der Eine
  • IlúvatarQuenya: Vater des Alls; diesen Namen gaben die Elben ihm
  • Ilu – Entwurf von Ilúvatar
  • Herr auf immer und ewig – so wurde er von Rúmil genannt

Wesen

Ilúvatar ist die höchste Gottheit und der allwissende, ewige Weltschöpfer; bei ihm ist die Unverlöschliche Flamme, mit der er seinen Geschöpfen ein Eigenleben schenken kann. Aus seinen Gedanken entsprangen die Ainur, die Heiligen, und durch sein Wort entstand Arda. Er ist meist ein liebender und gnädiger Gott, jedoch beweist er auch Strenge. Seine Absichten sind für Menschen und Elben unerforschlich. Seine Gestalt und sein Aufenthaltsort sind unbekannt und sogar die Ainur kennen seine Herkunft oder Entstehung nicht – Eru war schon immer da, seit Anbeginn der Zeiten.

Doch Rúmil sagte: ‚Ilúvatar war aller Dinge Anfang, und weder die Weisheit der Valar noch die der Eldar oder der Menschen kann darüber hinausgelangen.‘

‚Wer war Ilúvatar ?‘, fragte Eriol, ‚War er ein Gott?‘

‚Nein‘, sagte Rúmil, ‚er war keiner der Götter, denn er schuf sie. Ilúvatar ist der Herr auf immer und ewig, der über der Welt thront; der die Welt machte und der weder von dieser Welt ist noch in ihr; der sie aber liebt.‘

Das Buch der verschollenen Geschichten I, S. 78

Die Schöpfungsgeschichte – Ainulindale

Zuerst schuf Eru die Ainur, die Sprösslinge seiner Gedanken waren, indem er durch die Unverlöschliche Flamme ihnen ein Eigenleben gab. Er lehrte sie Melodien und erfreute sich an ihrem Gesang. Doch da jeder nur den Gedanken Ilúvatars verstand, aus dem er selbst entstanden war, war ihre Musik nicht im Einklang. Ilúvatar rief alle zusammen und lehrte sie eine gewaltige Melodie in Harmonie zu singen. Melkor, dem Ilúvatar jedoch die reichsten gaben an Macht und Wissen verliehen hatte, verwirrte mit seinem Missklang die anderen Ainur. Zwei Mal musste Eru sich erheben, um dem Missklang Melkors Einhalt zu gebieten und ein neues Thema anzustimmen. Daraufhin führte Eru die Ainur in die Leere und zeigte ihnen die Vision der neue Welt, die durch ihr Lied entstanden war. Doch erst durch Ilúvatars Wort und Befehl wird Ea, die Welt, die ist, zum Sein erweckt . Im Herzen der Welt brennt nun die Unverlöschbare Flamme.

Unruhig waren da die Ainur; Ilúvatar aber sprach zu ihnen und sagte: ‚Ich kenne den Wunsch eures Geistes, was ihr gesehen, sollte wahrhaftig sein, nicht nur in euren Gedanken, sondern sein wie ihr selber seid, und doch anders. Also sage ich: Ea! Es sei! Und ich will die Unverlöschliche Flamme in die Leere hinaussenden, und sie wird im Herzen der Welt brennen, und die Welt soll sein; und wer von euch will mag in sie hinabsteigen.‘ Und plötzlich sahen die Ainur in der Ferne ein Licht, wie von einer Wolke mit einer Flamme im Herzen; und sie wussten, dass dies nicht nur ein Gesicht war, sondern dass Ilúvatar ein neues erschaffen hatte: Ea, die Welt, die ist.

Das Silmarillion, S. 19

Die Ainur die wollten, stiegen in die Welt hinab und wurden die Valar genannt. Ihre Aufgabe war es die Schöpfung zu vollenden. Manwe, der Ilúvatar der Liebste war und seine Absichten am klarsten verstand, wurde für die Dauer der Zeit zum ersten aller Könige ernannt.

Kinder Ilúvatars

Elben und Menschen, die Erstgeborenen und die Nachkömmlinge, sind die Kinder Ilúvatars. Die Valar hatten an ihnen keinen Anteil; Elben und Menschen waren eine Ergänzung des Schöpfungsplans durch den Schöpfer selbst.

[…] ein Alter lang saß Ilúvatar allein in Gedanken. Dann sprach er und sagte: „Sehet, ich liebe die Erde, welche die Wohnung sein soll für die Quendi und die Atani! […]

Das Silmarillion, S. 50

Eru schuf die Elben den Ainur ähnlich. Als die Sterne am Himmel standen, ließ Eru die Elben am See von Cuiviénen erwachen. Ilúvatar verlieh ihnen Schönheit und Schöpferkraft. Und noch eine Gabe erhielten sie: Unsterblichkeit. Nur durch Gram oder Gewalt können sie sterben, dann gelangen sie in Mandos‘ Hallen in Valinor. Was Eru mit den Elben nach dem Ende der Welt vor hat, ist unbekannt.
Beim ersten Aufgang der Sonne ließ Eru die Menschen in Hildórien erwachen. Ihnen schenkte er die Gabe der Freiheit, mit der jedoch auch die Gabe der Sterblichkeit verbunden ist. Wohin die Menschen nach ihrem Tod scheiden, wissen die Elben nicht. Jedoch haben die Valar einst erklärt, dass die Menschen bei der Zweiten Musik der Ainur mitspielen sollen.

Die Zwerge gehören nicht zu den Kindern Ilúvatars, denn sie wurden eigenmächtig von Aulë geschaffen. Dieser konnte ihnen aber nicht ein selbstständiges Leben geben. Eru wies ihn daraufhin zurecht, nahm Aulës Werk dennoch in seinen eigenen Plan auf. So schliefen die Zwerge an tiefen Orten bis Eru sie auch erwachen ließ. Weder Menschen noch Elben wissen über das Schicksal, das Eru den Zwergen nach ihrem Tod zugedacht hat.

Anbetung Erus und Gotteskult

Es ist nicht viel über eine Religion oder Anbetung Erus in Mittelerde bekannt. Weder Elben noch Menschen beten zu Eru. Eine Ausnahme waren die Numénórer:

Nahe der Mitte von Mittalmar stand der mächtige Berg Meneltarma, der Himmelspfeiler, der der Verehrung Eru Ilúvatars geweiht war. Auf seinem abgeflachten Gipfel befand sich eine Mulde, die niemand betreten und wo niemand sprechen durfte. Drei Adler hielten dort Wache. Nur der König ging drei Mal im Jahr auf den Berg hinauf, um dort ein Gebet zu sprechen. In den ersten Tagen des Frühlings, Erukyerme, betete er für das kommende Jahr. An Mittsommer, Eruhlaitale, sprach er ein Lobgebet für Eru und Ende des Herbstes, Eruhantale , richtete er ein Dankgebet an Eru (vgl. Nachrichten aus Mittelerde, S. 226).

Die Elben verehren eher die Valar und rufen zu ihnen in Notlagen.

Die Valar selbst feierten (als die zwei Bäume noch lebten) zu Beginn der Ernte auf dem Taniquetil Eru zu Ehren ein großes Fest.

Eingreifen Erus in die Geschicke Ardas

Ilúvatar griff in das Schicksal der Welt nur einmal aktiv ein, dies war Ende des Zweiten Zeitalters. Sauron gewann an Einfluss über die Númenórer und ihre Könige. Er führte einen Morgothkult ein und stellte Eru als eine Erfindung der Valar dar. Die Valar bezweckten damit die Númenórer ihrem Willen gefügig zu machen, so Sauron. Die Menschen lehnten sich nun gegen die Valar auf. Da diese als Geschöpfe Erus aber nicht über die Númenórer richten konnten, riefen sie um die Hilfe Ilúvatars. Eru offenbarte seine Macht und überspülte Númenor. Er änderte den Bau Ardas und Aman wurde aus den Kreisen der physischen Welt entrückt.

Nachwort

Eru als einzig wahrer und allmächtiger Gott hat Ähnlichkeiten mit dem christlich-jüdischen (monotheistischen) Gottesbild.

Was ihn aber auch noch so interessant macht, sind die Fragen, die seine Figur offen lässt: Seine Herkunft, der Grund für seine Schöpfung, der Grund für seine Zurückhaltung, was das Eingreifen in seine Schöpfung Arda angeht, usw.

Am meisten habe ich mich jedoch darüber gewundert, dass es in Mittelerde keine Religion gibt; Ilúvatar wird fast nicht von seinen Kindern verehrt oder angebetet. Dieser Punkt bietet sicherlich noch Stoff für Diskussionen.

Quellen:

  • TOLKIEN, J.R.R. /CHRISTOPHER TOLKIEN (Hrsg): Das Silmarillion. – Stuttgart: Klett-Cotta, 1999
  • TOLKIEN, J.R.R. /CHRISTOPHER TOLKIEN (Hrsg): Das Buch der verschollenen Geschichten. 1. Bd. – Stuttgart: Klett-Cotta, 1999, S.78
  • TOLKIEN, J.R.R. /CHRISTOPHER TOLKIEN (Hrsg): Nachrichten aus Mittelerde. 10. Aufl. – Stuttgart: Klett-Cotta, 2002, (1 1983), S. 226
  • KREGE, WOLFGANG: Handbuch der Weisen von Mittelerde – Stuttgart: Klett-Cotta, 1999, S.197

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