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Feanors Familie

Fëanor lebte im Ersten Zeitalter Ardas. Finwe, Fëanors Vater, war der König der Noldor und seine Söhne waren Fëanor, Fingolfin und Finarfin. Die Mutter Fëanors war Míriel Serinde (Fingolfin und Finarfin waren nur Halbbrüder, sie hatten eine andere Mutter). Fëanors Mutter war nach Fëanors Geburt völlig ausgebrannt, ihr Geist verließ ihren Körper und ging in Mandos Hallen. All ihre Kraft schien in Fëanor geflossen zu sein.

Die Wiederheirat seines Vaters mit Indis behagte Fëanor nicht sonderlich und von seinen Halbbrüdern hielt er sich fern. Im Silmarillion wird angedeutet, dass die Wiederheirat von Fëanors Vater vielleicht mit eine Ursache für vieles Unheil war, das danach geschah.

Die Jugend

Fëanor wuchs rasch:

… er war groß, schön und gebieterisch von Angesicht, mit durchdringend klaren Augen und rabenschwarzem Haar, rege und beharrlich in allem, was er unternahm. Wenige haben je durch Rat seine Wege zu ändern vermocht, niemand durch Gewalt. Von allen Noldor, damals oder später, besaß er den feinsten Verstand und die geschicktesten Hände.

Silmarillion, Quenta Silmarillion, Kapitel VI, Von Fëanor und der Loskettung Mordors

Er verbesserte das Schreibsystem, das Rúmil vor ihm entworfen hatte. Die Buchstaben wurden auch nach ihm benannt. Vielleicht erinnert ihr euch an die Stelle im Herrn der Ringe vor dem Tor nach Moria. Unter der Skizze des Eingangstores, die im Buch zu finden ist, heißt es:

Hier steht in Fëanorischen Buchstaben nach der Schreibweise von Beleriand:

Der Herr der Ringe, Zweites Buch, Viertes Kapitel: Auf dunklen Straßen

Darüber hinaus entwickelte er die Fähigkeit, Edelsteine ganz besonderer Qualität zu erschaffen, schöner noch als die natürlichen.

Er heiratete jung, seine ebenfalls sehr willensstarke, aber geduldigere Frau Nerdanel war Tochter des Aulë sehr nahe stehenden Schmiedes Mahtan. Auch von seinem Schwiegervater lernte Fëanor viel Neues hinzu. Fëanor und Nerdanel hatten sieben Söhne: Maedhros, Maglor, Celegorm, Caranthir, Curufin, Amrod und Amras.

Fëanor und Melkor

Der Ursprung ihres Hasses und der Hintergrund des Verhängnisses der Noldor

Melkor war bis zu diesem Zeitpunkt noch in Ketten. Er wurde freigelassen, als Indis Kinder gerade erwachsen wurden. Melkor hasste Fëanor wegen dessen Kunstfertigkeit aus tiefstem Herzen. Fëanor war der erste, der Melkor den Namen Morgoth gab.

Auch wenn Melkor das Gerücht ausstreute, Fëanor hätte vieles von ihm gelernt, fehlte dieser Behauptung jede Grundlage. Fëanor arbeitete immer alleine und bat kaum je um Rat oder Hilfe. Sein größtes Werk wurden schließlich die Silmaril, von denen keiner wusste, aus welchem Material sie waren. Sie leuchteten aus sich selbst heraus und Licht, das sie von außen aufnahmen, gaben sie in herrlichsten Farben zurück. Ihr Feuer kam aus dem gemischten Licht der Zwei Bäume. Varda weihte die Silmaril, sodass unreine Hände davon verbrannt werden würden.

Fëanors Herz hing an allem was er schuf und ganz besonders an den Silmaril. Diese Liebe nahm ungesunde Ausmaße an, so dass Fëanor am Ende anderen sogar deren Anblick missgönnte.

Die Silmaril weckten Melkors Gier mehr als irgendetwas sonst und er spann Intrigen, hetzte die Noldor auf gegen die Valar mit seinen Lügengebäuden. Melkor kannte den Unabhängigkeitsdrang und das Feuer, das in Fëanor brannte, und seine gezielten Lügen fanden fruchtbaren Boden, Gier nach mehr Freiheit und größeren Reichen erwachte in Fëanor und Argwohn gegenüber seinen Halbbrüdern wuchs. Statt Edelsteinen begann er heimlich Waffen zu schmieden, hetzte gegen die Valar.

Melkors Intrigen kamen schließlich an das Tageslicht, und Fëanor von Mandos für zwölf Jahre aus Tirion verbannt. Seine Söhne gingen mit ihm. Sie errichteten sich im Norden von Valinor ein neues Zuhause, Formenos. Dort suchte ihn eines Tages Melkor auf, wollte ihn weiter aufhetzen gegen die Valar, diesmal aber durchschaute ihn Fëanor. Fëanor verjagte den mächtigen Vala mit den Worten:

‚Schere dich weg von meiner Tür, du Krähe aus Mandos‘ Kerker!‘ Und vor dem mächtigsten aller Bewohner von Ea schlug er die Türe seines Hauses zu.

Silmarillion, Quenta Silmarillion, Kapitel VII, Von den Silmaril und der Unruhe der Noldor

Diese Stelle verdeutlicht für mich wie keine andere sonst im Silmarillion, welch unglaubliche Persönlichkeit dieser Fëanor gewesen sein musste, in jeder Beziehung mit keinem Elb zu vergleichen, weder vor ihm noch jemals danach. Melkor verschwand nach dieser Zurückweisung tatsächlich aus Valinor.

Der Raub der Silmaril: Das Verhängnis der Noldor beginnt

Auf einem Fest auf dem Taniquetil söhnte sich Fëanor mit seinem Halbbruder Fingolfin aus. Das war jener Tag, an dem Melkor mit Hilfe von Ungoliant die Zwei Bäume vernichtete. Danach bat Yavanna um einen der Silmaril, um mit dessen Licht die Bäume ins Leben zurückzurufen. Fëanor weigerte sich zunächst, aus freiem Willen einen Silmaril zu zerschlagen, und ehe noch eine endgültige Entscheidung getroffen worden war kam die Nachricht, dass die Silmaril aus Formenos verschwunden und Fëanors Vater getötet worden war. Fëanor war außer sich vor Wut, und zwischenzeitlich, denke ich, können wir uns vorstellen, was das bei ihm bedeutete. Zu jenem Zeitpunkt verlieh Fëanor Melkor den Namen Morgoth, „Schwarzer Feind„. Morgoth entkam mit den Silmaril nach Angband.

Fëanors Eid, der Sippenmord und die Verbannung

Fëanor erschien – obwohl noch verbannt – in Tirion. In einer fesselnden Rede hetzte er die Noldor gegen die Valar auf und schwor jenen berühmten furchtbaren Eid, Manwë, Varda und den Heiligen Berg als Zeugen aufrufend, jeden mit Hass und Rache zu verfolgen, der einen Silmaril aus ihrem Besitz nehme, behalte oder verwahre. Seine sieben Söhne schlossen sich dem Eid an. Weil in dem Eid sogar Ilúvatar angerufen wurde, konnte er niemals wieder aufgelöst werden.

Fingolfins und Finarfins Beschwichtigungsversuche fruchteten nichts. Finarfins Tochter Galadriel sprach den Eid zwar nicht, aber sie war auf Fëanors Seite. Viele der Noldor konnte Fëanor auf seine Seite ziehen.

Zum Zeitpunkt des Abmarsches kam ein Bote von Manwë. Fëanor wurde ausgestoßen, er und seine Noldor für immer aus Valinor verbannt. Vor diesem Hintergrund ist Galadriels Klagelied aus dem Herr der Ringe in Lórien zu verstehen! Sie glaubte für immer aus Valinor verbannt worden zu sein, es nie wiedersehen zu dürfen. Fëanor kümmerte das zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr. Er und seine Schar wollte Valinor per Schiff verlassen. Als ihm die Teleri von Alqualondë ihre Schiffe nicht überlassen wollten kam es zu dem schicksalhaften Sippenmord der Noldor an den Teleri. Über die Noldor, die Valinor verließen, wurde von den Valar ein furchtbarer Fluch gesprochen, so dass viele es sich noch einmal anders überlegten.

‚Ungezählte Tränen sollt ihr vergießen; […] Auf dem Hause Fëanor liegt der Zorn der Valar […] Zu bösem Ende wird sich alles wenden, was sie wohl beginnen […] Die Enteigneten sollen sie sein für immer.‘

Silmarillion, Quenta Silmarillion, Kapitel IX, Von der Verbannung der Noldor

Finarfin wandte sich zum Beispiel von dem Zug ab und erreichte Vergebung. Fingolfin wurde fast zum Umkehren gezwungen, weil Fëanor die Schiffe der Teleri verbrannte. Er ging mit seiner Schar, zu der auch Galadriel gehörte, aber den Umweg über die Helcaraxe. Ihre Zuneigung zu Fëanor war nicht eben überwältigend nach dessen Verrat.

Interessant finde ich, dass selbst jetzt die Valar um Fëanors Verderbnis trauerten, sie hassten ihn immer noch keineswegs. Sie sahen seine Verblendung als die schlimmste der Taten Melkors an! Fëanor musste wahrhaftig einen mächtigen Eindruck selbst bei den Valar hinterlassen haben.

Fëanors letzter Kampf

In Mittelerde angekommen kam es zu dem ersten Kampf von Morgoths Heer gegen Fëanor, die zweite Schlacht in den Kriegen von Beleriand, Dagor nuin Giliath – Die Schlacht unter den Sternen. Fëanors Schar siegte. Aber wie Fëanor nun einmal war, brannte der Hass in ihm unermesslich weiter und er drang weit an der Spitze seiner Leute immer weiter Richtung Angband vor, von dem er damals noch nichts wusste. Er wurde von Saurons Mächten umzingelt, unter anderem Balrogs. Fëanor stand ganz alleine, dachte aber (wen wundert es noch?) keinen Moment an das Aufgeben.

Schließlich schlug ihn aber der Fürst der Balrogs, Gothmog, zu Boden. Wären nicht gerade noch rechtzeitig seine Söhne bis zu ihm vorgedrungen, hätte wohl sein letztes Stündlein geschlagen. So zogen sich die Balrogs zurück. Fëanor war jedoch tödlich verwundet und starb auf dem Rückzug. Auch hier erkannten noch einmal alle das ungeheure Feuer, das in ihm gebrannt hatte:

Dann starb er; doch gab man ihm weder Grab noch Stein, denn so heiß brannte sein Geist, als er aus ihm wich, dass sein Leib zu Asche zerfiel und wie Rauch davon geweht wurde; und nie wieder ist seinesgleichen in Arda erschienen, noch hat sein Geist Mandos Hallen verlassen. So endete der mächtigste der Noldor, aus dessen Taten ihr höchster Ruhm und tiefstes Leid erwuchs.

Silmarillion, Quenta Silmarillion, Kapitel XIII, Von der Rückkehr der Noldor

Damit war die unmittelbare Geschichte der wohl beeindruckendsten Persönlichkeit in Tolkiens Mythologie beendet, doch seine Taten wirkten noch weit über seinen Tod hinaus.

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