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Die wichtigsten Ereignisse in Tolkiens Leben

Kindheit und Jugend

Als Sohn deutschstämmiger englischer Kolonisten wird John Ronald Reuel Tolkien am 3. Januar 1892 im südafrikanischen Bloemfontein geboren. Als er vier Jahre alt ist, stirbt sein Vater Arthur Reuel Tolkien. Seitdem lebte J.R.R. mit seiner Mutter Mabel und seinem jüngeren Bruder Hilary in bescheidenen Verhältnissen in Sarehole, einem kleinen Dorf nahe Birmingham. Dort lernte Tolkien die Natur schätzen und lieben.

Im Jahr 1900 konvertiert Mabel Tolkien gegen den Widerstand der protestantischen Verwandten zum Katholizismus. Um auch ihre beiden Söhne katholisch aufwachsen zu lassen, zieht sie zurück nach Birmingham. 1903 erhält Tolkien ein Stipendium an der King-Edward-School. Im April des Jahres 1904 wird bei Mabel Tolkien Diabetes diagnostiziert, eine für die damalige Zeit unheilbare Krankheit. Schon im November desselben Jahres erliegt sie ihrer Krankheit und gibt John und Hilary in die Obhut von Francis Xavier Morgan, einem Priester am Birmingham Oratory.

Er bringt die beiden Jungen zunächst zu einer Tante, später zu einer Pflegemutter, bei der John die drei Jahre ältere Edith Bratt, seine spätere Ehefrau, kennen lernt. In Tolkiens Jugend zeigt sich Tolkiens großes Interesse und seine Begabung und Liebe zu Sprachen: 1910 erhält er ein Stipendium am Exeter College in Oxford, um Englische Sprache und Literatur zu studieren. 1915 besteht er seine Abschlussprüfung mit dem Honours-Grad erster Klasse. Im selben Jahr entschließt sich Tolkien, in den Krieg (Erster Weltkrieg) zu ziehen.

Der Erste Weltkrieg & Das Buch der Verschollenen Geschichten

Kurz bevor sein Bataillon an die französische Somme versetzt wird, heiratet er am 22. März 1916 seine Jugendliebe Edith Bratt. Als er im Oktober 1916 am so genannten „Grabenfieber“ erkrankt, wird er mit einem Lazarettschiff in ein Krankenhaus nach Birmingham gebracht. Während seiner langen Genesungszeit beginnt er mit dem Schreiben von „Das Buch der Verschollenen Geschichten“, dem Grundstein zum „Silmarillion“.

Tolkiens junge Familie, Oxford und Beowulf

Im Oktober des Jahres 1918 wird Tolkien aus dem aktiven Dienst entlassen und kehrt mit Edith und seinem ersten Sohn John, der im November 1917 geboren wurde, nach Oxford zurück, wo er eine vorbildliche akademische Karriere beginnt; er ist Mitarbeiter am „Oxford English Dictionary“ und beginnt, als Privat-Tutor zu unterrichten. 1919 wird er zum Master of Arts der Universität Oxford gewählt. Er vertieft sich in das Studium der mittelenglischen Literatur und widmet sich insbesondere dem „Beowulf“, das als das älteste, nicht-kirchliche Werk der englischen Sprache gilt. Mittlerweile hat Tolkien sich auch einen Namen als Sprachwissenschaftler und Philologe gemacht. Er beherrscht zahlreiche romanische Sprachen sowie das Angelsächsische, Walisische, Deutsche, Althochdeutsche, Finnische, Gotische, Isländische, um nur einige zu nennen.

Im Oktober 1920 wird sein zweiter Sohn, Michael Hilary Reuel Tolkien, geboren.

1921 nimmt er eine Stelle als außerordentlicher Professor für Englische Sprache an der Universität Leeds an, die im Vergleich zu Oxford noch relativ neu ist. Die Englische Fakultät ist hier viel stärker auf die Literatur als auf die Sprache ausgerichtet, ein Missverhältnis, dessen er sich in den vier Jahren seiner Professoren-Tätigkeit in Leeds annimmt. Seine Anregungen sollten in den folgenden Jahren richtungweisend werden. 1924 kommt der dritte Sohn, Christopher, zur Welt.

Professor Tolkien an der Universität Oxford

1925 kehrt Tolkien als Professor für Angelsächsisch nach Oxford zurück. Die Studentenzahl ist inzwischen stark angestiegen, man liest J. Joyce und T.S. Eliot und feiert ausgelassene Partys. In den folgenden Jahren macht er sich besonders um den Nachwuchs verdient. Die Begabtesten unterstützt er und macht aus ihnen ausgezeichnete Philologen, von denen einige auch als neue Mitglieder seiner Fakultät gewonnen werden können. In Oxford lernt er auch seinen besten Freund, C.S. Lewis, kennen. 1929 wird seine Tochter Priscilla geboren.

De Kleine Hobbit wird veröffentlicht

Anfang der 30er Jahre beginnt Tolkien eine Geschichte zu schreiben, die später als „Der kleine Hobbit“ bekannt werden soll. Eine Veröffentlichung steht ihm wohl zu dieser Zeit nicht im Sinn, denn er gibt es ausschließlich Freunden und Studenten zu lesen. Erst 1936 bietet er es dem Verlag Allen & Unwin zur Veröffentlichung an. Im Herbst 1937 erscheint der Hobbit und wird ein sensationeller Erfolg.

Der Herr der Ringe entsteht

Der Verlag bittet Tolkien um eine Fortsetzung des Romans. In den nächsten 12 Jahren wächst eine Geschichte, die ursprünglich für Kinder gedacht war zu Tolkiens großem Meisterwerk heran. Mitte der 30er Jahre trifft sich Tolkien regelmäßig mit seinem besten Freund C.S. Lewis und anderen Autoren, um sich gegenseitig aus den eigenen Werken vorzulesen. Der zwanglose Literatenkreis nennt sich „The Inklings“.

Am 8. März 1939 hält er eine berühmt gewordene Vorlesung „On Fairy-Stories“, in der er seine wichtigsten Gedanken über phantastische Literatur und Mythologie zum Ausdruck bringt.

1945 wird Tolkien der begehrte Lehrstuhl am Merton College – einem der ältesten und berühmtesten der Oxforder Colleges angeboten. Ein Ruf, dem er folgt.

1949 ist die endgültige Fassung des „Herrn der Ringe“ fertig. Eine Veröffentlichung der ersten beiden Bände erfolgt jedoch erst 1954. Allen & Unwin befindet das Werk als zu komplex und Tolkien – zunächst tief verletzt – überarbeitet es erneut. Der Erfolg bei der Veröffentlichung übertrifft alle Erwartungen. 1955 erscheint der dritte Band. 

Tolkiens Jahre nach „Der Herr der Ringe“

1959 geht Tolkien in den Ruhestand und arbeitet fortan an seinem Silmarillion weiter und verbringt viel Zeit damit, die Anfragen seiner Leser zu beantworten. 1965 erscheint eine verbilligte Taschenbuchausgabe des „Herrn der Ringe“ in Amerika und löst eine Kultbewegung aus, die Tolkien 1968 in die Flucht treibt und nach Poole an die Kanalküste ziehen lässt. Er ist dem Ansturm der Fans, den Belagerungen seines Hauses einfach nicht gewachsen.

Am 29. November 1971 stirbt seine Frau Edith an den Folgen einer Gallenblasenentzündung. 1972 kehrt er nach Oxford zurück, wo er in den Räumen des Merton College eine Wohnung bezieht. Im selben Jahr wird er von Queen Elizabeth mit dem Orden „Commander of the Brititsh Empire“ für seine herausragende literarische Bedeutung geadelt.

Am Morgen des 2. September 1973 stirbt Tolkien nach kurzer Krankheit in Bournemouth. Sein Sohn Christopher veröffentlicht das eigentlich erste, de facto aber letzte Werk seines Vaters, das unvollendete „Silmarillion“ 1977 posthum bei Allen & Unwin.